Im Rahmen der „Energiewende“ steigt auch die Bedeutung der Regionalverbände: Standorte für Windräder, Solar- und Biogasanlagen müssen gefunden und durch den Ausbau der erneuerbaren Energien vor Ort die Versorgungslücken geschlossen werden. Energiewälder spielen in der Diskussion um die erneuerbaren Energien in der Region Stuttgart bisher noch keine Rolle. Bei einer Wanderung an Ostern durch den Parco del Ticino zwischen dem Lago Maggiore und Pavia erlebte ich, welch große Rolle Energiewälder in der Lombardei spielen. Motiviert durch eine erste Pflanzung im Landkreis Esslingen brachte ich das Thema in die FDP-Fraktion ein. Hieraus erwuchs ein Antrag an die Regionalverwaltung und eine Pressemitteilung:

„Links Windräder, rechts Fotovoltaikanlagen und darum herum Pappelwald: So könnte die Zukunft mancher Ex-Mülldeponie in der Region Stuttgart aussehen. Die Pappeln dienen in sogenannten Energiewäldern als Grundlage für die Produktion von Holzhackschnitzeln aus denen klimaneutral Energie wird. Ob mehr Energiewälder in der Region möglich sind, will die FDP-Regionalfraktion jetzt mit einem Antrag klären. Dabei, so Regionalrat Kai Buschmann, geht es darum, „das Potenzial für Energiewälder in der Region im Rahmen der Nutzung von Brachen, der Umwandlung von Ackerflächen und deren agroforstlicher Neunutzung sowie deren Förderfähigkeit darzustellen.“ Und dazu Landwirten und Investoren eine Tür zu öffnen.

 Den ersten Energiewald in der Region und in ganz Baden-Württemberg wird es nach einem Bericht der Esslinger Zeitung auf der ehemaligen Mülldeponie Ramsklinge (Filderstadt) mit 36.000 Pappeln geben. Kai Buschmann: „Dort befindet sich auch eine der größten Fotovoltaikanlagen der Region. Während in Norddeutschland und Bayern neben Fotovoltaikanlagen auf Deponien auch Energiewälder durchaus verbreitet sind, wird dieser Weg in Baden-Württemberg neu beschritten.“

In der Fraktionssitzung wurde jetzt ein Antrag einstimmig verabschiedet, der das Vorankommen auf diesem Weg in der Region beschleunigen soll. Denn für Landkreise könnte die Nutzung alter Deponieflächen und für Landwirte die Nutzung von Ackerland eine ertragreiche Alternative sein: „Seit dem Anstieg der Energiepreise kann Schwachholz kostendeckend vermarktet werden. Produzenten von Papier und Spanplatte konkurrieren auf dem Holzmarkt in zunehmendem Maß mit Energieerzeugern. Es sind daher Alternativen gefragt, um Holz – ergänzend zu regulärer Forstwirtschaft – zur energetischen Verwertung bereitzustellen. Eine Möglichkeit ist die Produktion von Holzhackschnitzeln in sogenannten Energiewäldern auf landwirtschaftlichen Flächen. Energieholzanbau in Form von Kurzumtriebsplantagen (KUP) ist die moderne Form des historischen Brennholzniederwaldes – jedoch mit kürzeren Ernteintervallen (3 bis 10 Jahre) und besonders raschwüchsigen Zuchtformen von Pappeln und Weiden“, zitiert Kai Buschmann die Bayerische Forstverwaltung, die bereits Erfahrung mit der neuen Wirtschaftsform hat.“ 

Den kompletten Antrag finden Sie hier.

Die LKZ berichtete am 9.7. prominent über diesen Vorstoß und illustrierte den Artikel mit einem Bild einer gefällten Pappel an der Enz. Hierbei handelt es sich offensichtlich um eine ca. 60 Jahre alte Flusspappel (siehe Bericht über deren Fällung im Dezember 2008 hier).  Dankeschön für die Platzierung des Artikels mit diesem Eyecatcher, aber das Fällen alter Flusspappeln ist nur eine Notmaßnahme bei kranken und morschen Bäumen. Bei Energiewäldern geht es um drei- bis maximal zehnjährige Bäume (Plantagenholz).

Energiewälder

Ein Kommentar zu „Energiewälder

  • 28. Juli 2011 um 16:58 Uhr
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    Sehr geehrte Damen und Herren,

    Ihr Antrag ist eine äußerst positive Geschichte über die ich mich außerordentlich freue.
    Energiewälder besitzen derzeit noch eine sehr schwache Lobby, obwohl diese Form der Bioenergie nachweislich volkswirtschaftlich wie ökologisch optimale Form der Bioenergie darstellt.(Siehe auch Wissenschaftlicher Beirat Agrarpolitik).
    Zudem funktioniert sie ohne Subvention und auch auf kleineren Flächen.

    Aktuell sind wir dabei mit Unterstützung des Landes BW eine Initiative von Praktikern zusammenzustellen und so auch Landwirte und Kommunen von diesem Thema zu überzeugen.

    Mit den freundlichen Grüßen

    Wolfram Kudlich

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