Simulation: So könnte das Windrad in der Landschaft wirken
Simulation: So könnte das Windrad in der Landschaft wirken

Am 16. Juni 2010 war die geplante Windkraftanlage auf Ingersheimer Gemarkung Thema im Planungsausschuss des Verbandes Region Stuttgart. Unter drei Gesichtspunkten war dieser Vorgang bemerkenswert:

1.) Im Rahmen des Zulassungsverfahrens des Landratsamts Ludwigsburg wurde die Region als Träger öffentlicher Belange um Stellungnahme gebeten und kam zu dem Ergebnis, dass „Ausschluss- und Rückstellungskriterien aus regionalplanerischer Sicht dem Vorhaben am geplanten Standort nicht entgegen“ stehen. Am 24. Februar hatte ich unter dem Tagesordnungspunkt „Verschiedenes“ im Planungsausschuss bereits angefragt, ob das Ingersheimer Windrad im Planungsausschuss nochmals behandelt werde, nachdem 2004 die Vorranggebiete für Windkraftanlagen ausgewiesen worden seien. Die eindeutige Antwort der Verwaltung: Nein, die Anlage werde nicht mehr behandelt. Das Genehmigungsverfahren liege allein beim Landratsamt Ludwigsburg. Ich fragte nach, ob bei der Entscheidung 2004 bereits ein Windrad solcher Dimension im Blick gewesen sei (180 m Höhe). Die klare Antwort: Schon damals habe man mit Windrädern von „130 m +“ geplant. So recht erklären, warum das Windrad entgegen der eigenen Aussagen am 16.6. dann doch nochmals im Planungsausschuss behandelt wurde, konnte die Verwaltung nicht, zumal die Beurteilung der geplanten Anlage unter betriebsspezifischen Kenngrößen ausschließlich Sache des Landratsamtes ist. Alle Fraktionen und Gruppen stimmten dem Vorhaben dennoch nochmals zu. Auch ich habe mich für die FDP-Fraktion für dieses Windrad ausgesprochen, da Windkraft in unserem Energiemix ausgebaut und auch ballungsraumnah produziert werden muss. Die Argumentation, Windkraft ja, aber bitte in Offshore-Windparks in der Nord- und Ostsee folgt dem St.-Florian-Prinzip. Nur CDU-Rat Manfred List wich vom Statement seiner eigenen Fraktion ab, indem er sich die Argumente der Bürgerinitiative „Gegenwind“, die das Rad bekämpft, zu Eigen machte. Er behauptete nun, dass der Beschluss von 2004 im Bewusstsein wesentlich kleinerer Räder gefällt worden sei und kritisierte Höhe und Emissionsverhalten des Rades. Ersteres war schon im Februar durch meine Nachfrage geklärt worden und das Zweite zu klären ist Sache des Landratsamtes.

2.) Dass viele Bürger nicht begeistert von einem so großen Windrad sind, kann ich gut verstehen. Man kann sehr wohl unterschiedlicher Meinung sein, welche menschlichen Werke ein Landschaftsbild bereichern bzw. schädigen und welche noch erträglich sind. Hier steckt viel Subjektivismus in der Beurteilung. Das geplante Windrad soll fast so hoch werden wie der Stuttgarter Fernsehturm. Diesen hatten die Stuttgarter beim Bau als Landschaftsverschandelung bekämpft, jüngst aber in einer Umfrage zum bedeutendsten Stuttgarter Bauwerk erhoben, mit dem man sich in der Stadt identifiziere. So können menschliche Bauwerke mit der Zeit angenommen werden.

Im Planungsausschuss wäre etwas mehr Linie bei der Beurteilung manchmal angebracht. Als im Frühjahr die Polizei für ihren Funk eine 80 m hohe Antenne in einem Grünzug bei Göppingen errichten wollte, sah eine Minderheit der Ausschussmitglieder hier durchaus ein Problem mit einem „so hohen Solitär“ in der Landschaft. Dieselben Räte signalisierten aber für das mehr als doppelt so hohe Windrad im Grünzug ohne Probleme ihre Unterstützung. Offensichtlich gibt es für manche Räte gute und schlechte „Stecken“ in der Landschaft.

3.) Die Bürgerinitiative „Gegenwind“ aus Besigheim hatte vor Beginn der Planungsausschusssitzung ihre Flugblätter gegen das Windrad auf den Plätzen der Regionalräte verteilt (http://www.gegenwind-husarenhof.de/). Dagegen ist nichts zu sagen. Im Gegenteil ist es wünschenswert, dass sich alle Regionalräte mit den Argumenten der Gegner auseinandersetzen. Allerdings wurden hier auch Flugblätter ausgelegt, die vor dem 16. April verfasst wurden. Diese waren von den Initiatoren auch als Vorstandsmitglieder der FDP-Besigheim unterzeichnet worden. Hierüber gab es Diskussionen in diesem Ortsverband, was schließlich in einer Mitgliederversammlung am 16. April mündete, in der sich Befürworter und Gegner des Windrades unter meiner Moderation austauschten. Schließlich beschloss die Versammlung, sich bis auf Weiteres zum Windrad nicht mehr öffentlich zu äußern. Daher unterzeichnen die Initiatoren seitdem auch nicht mehr als FDP-Funktionsträger. Die Restauflagen der Altflugblätter am 16. Juni im Planungsausschuss zu verteilen, war nicht in Ordnung, denn in Unkenntnis der Entscheidung der Mitgliederversammlung musste hier ein falscher Eindruck entstehen. Hierauf habe ich daher im Planungsausschuss hingewiesen.

Ingersheimer Windrad – dreidimensional

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